Wenn ich als Kind krank wurde, verschwand meine Mutter in der Küche, zauberte ein bisschen und brachte mir dann eine vorgekochte, aufgetaute, heiße und mit scharfen Gewürzen und Reis verfeinerte Hühnersuppe ans Bett. Allein schon die Vorfreude darauf beschleunigte den Heilungsvorgang. Ähnlich geht es mir bei einer Hühnernudelsuppe in Bangkok – der für mich besten ihrer Art in Thailand.
Es gibt sie bei einer netten, thai-chinesischen Familie im Herzen der Stadt, mitten im Moloch, in einer kleinen und sehr ruhigen Gasse zwischen den Sukhumvit-Nebenstraßen Soi 18 und 20. Ich liebe diese Suppe so sehr, dass ich sogar mein Quartier nach der Nähe zu diesem Shophouse wähle. Man kann leicht dran vorbei laufen, weil man vielleicht denkt, es sei eine Verbindungsgasse zwischen den Sois. Ist es aber nicht: Einfach bis Asok mit der Hochbahn (BTS) fahren, dann auf der Seite des Exchange Towers runter zur Hauptstraße Sukhumvit. Und dann in Richtung Osten laufen. Wenn auf der gegenüberliegenden Straßenseite das Radisson steht, dann ist man richtig. Rein in die Gasse und rechts ins offene Lokal mit den Namen „Guaythiew Pik Gai Sainampung“.
Die Wände sind vollgehängt mit royalen Bildern und Ausrissen aus Zeitungen, Magazinen und Büchern, die diese Institution in ihren Berichten genauso feiern wie ich. Was mich so fasziniert, ist die Ruhe und Unaufgeregtheit der drei Generationen, die hier arbeiten. Diese Familie weiß, wie gut ihr Produkt ist, lässt es aber nicht raushängen. Sie haben viele Stammgäste, freuen sich aber sehr über neue. Und die Einrichtung scheint in mehr als 50 Jahren nicht verändert worden zu sein. Dies ist eines dieser Gastro-Heiligtümer, die Investoren gerne kopieren würden. Aber das ist nicht machbar, dieser Laden ist gewachsen – und voll mit gutem Karma. Ich könnte hier stundenlang bleiben. Aber das geht nicht.
Also frühstücke ich hier einfach jeden Tag, wähle eine der sechs Nudelsorten (Reis, Ei, richtig dick bis hauchdünn), zeige auf den Bereich über meinen Gürtel (Innereien) und schüttele den Kopf. Und etwa zehn Sekunden später steht eine Schale vor mir, die schöner nicht sein könnte. Mit Sojasprossen, kleingehackten grünen Bohnen und Erdnüssen, Nudeln und Hühnerkeulen, die stundenlang in einer brauen Suppe baden. Das Fleisch fällt vom Knochen, sobald es die Zähne berührt. Die Brühe ist klar und nicht zu heiß. Es ist kaum zu beschreiben, wie gut diese Suppe schmeckt. Sie ist nicht stark gewürzt, alle Zutaten geben ihr Aroma bescheiden zu dem Gesamtkunstwerk dazu – und das ist ein sanfter, unaufdringlicher Mix, der mich die Augen schließen lässt.
Öffnungszeiten und Preis verrate ich in diesem Video:
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