Es gibt keine Frage, die mir häufiger gestellt wird als diese: „Kannst Du mir einen Thai empfehlen, bei dem es authentisches Essen gibt?“ Hier meine Antwort:
Die Mär vom authentischen Essen
Eins vorweg: Das Wort kommt aus dem Griechischen, bedeutet „verbürgt, zuverlässig, original“. Wer also authentisches Thai-Essen sucht, muss Speisen meinen, die so gekocht werden wie in Thailand. Oder nicht? Immer wieder schreiben mir Leute, dass ihnen kein Lokal authentisch genug sei. Wenn ich sie frage, was diesen Lokalen fehlt, kommt meistens keine Reaktion.
Ich sehe das so: Thailändisches Essen zeichnet aus, dass der Gaumen Achterbahn fährt – es ist süß, scharf, sauer, salzig, kalt, warm, knusprig und weich zugleich. Und wenn ein Thai-Restaurant von einem Thai betrieben wird, der nur Thais in Küche und Service beschäftigt – und es sogar eine Spezialkarte mit exotischen Thai-Gerichten gibt, dann ist das für mich authentisch genug. Denn mehr geht hier nicht. Dafür sorgt nämlich das Ordnungsamt. Würden Thais in Deutschland Speisen so zubereiten wie in Bangkok am Straßenrand, dann wären mehrere Lokale schnell dicht. Eines meiner Lieblingsrestaurant bekam mal bei einer Razzia Ärger, weil ein Mitarbeiter die Frechheit besaß, Gemüse im Schneidersitz zu schneiden. Bei so vielen und strengen Hygieneauflagen muss am Ende des Tages ein eingedeutschtes Produkt herauskommen.
Und noch was: Der Wein, den man im Urlaub trinkt, schmeckt daheim nur halb so gut. Auch diesen Verblendungsfaktor sollte man in sein Urteil über das Frankfurter Pad Thai oder die Nudelsuppe in Berlin mit einfließen lassen. Außerdem verändert sich die Thai-Küche auch in Thailand ständig. Früher war mehr Koriander, heute ist mehr Zucker.
Mit anderen Worten: Thai-Gastronomen in Deutschland vorzuwerfen, ihr Essen sei nicht authentisch genug, ist hanebüchen und ignorant. Wer es ganz authentisch mag, der möge in einen Flieger steigen und nach Thailand fliegen. Das ist sowieso immer eine gute Idee.
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