
Niew (l.) mit zwei ihrer Angestellten am Herd
Bangkoks Chinatown ist die reinste Reizüberflutung: Bunt, blinkend, laut, dampfend, brutzelig, zischend, heiß, voll, eng, brummend. Ein Traum für Asien-Reisende, der Himmel auf Erden für Liebhaber thailändischer Straßen-Küche. Als ich mich fragte, was ich hier zuerst empfehlen sollte, dachte ich zunächst, die Entscheidung würde mir schwer fallen. Aber dann fiel mir sofort dieses kleine Shophouse in der Yaowarat Road ein, das auf den ersten Blick keinen Namen trägt. Und das man nur daran erkennt, das über dem mobilen Herd vor der Tür Enten hängen. Enten, die vormittags in Suppe baden.
Es ist tatsächlich so: Niew, die junge Chefin hat mir erzählt, dass sie die geschlachteten Enten morgens in einer geheimen Suppe badet. Das Rezept dafür stammt von ihrer Großmutter, die hat es ihr verraten. Und dank dieses Rezepts ist Niew die Enten-Königin von Chinatown.

Mit einem Hackebeil wird die Entenbrust in dünne Scheiben geteilt
Jeden Tag um 18 Uhr öffnet ihr kleines Restaurant, gegenüber des Reisebüros Roongsarp, das man von Instagram-Fotos kennt. Sie steht davor, auf dem Bürgersteig wird gekocht. Dort sind auch alle Zutaten, in einem dieser kleinen Wägelchen, das Thais als Küche dient. Drinnen gibt’s acht silberne Tische, dazu einen kleinen Schrein, Ventilatoren.
Das Lokal ist ein reiner Mädchen-Haushalt: Hier arbeiten nur junge Frauen, von der Chefin bis zu Kellnerin. Sie sehen aus wie Schwestern, sind es aber nicht – und lachen herzlich über meine Frage nach den Verwandtschaftsverhältnissen.

Entensuppe
Auf der Karte: zehn Gerichte. Gedünstete Ente mit Nudeln: 50-60 Baht (1,25-1,50 Euro). Mit Suppe: 60-70 Baht (1,50-1,75 Euro). Mit Reis: 70-80 Baht (1,75-2 Euro). Ohne irgendwas für 1-4 Personen: 100/200/300/380 Baht (2,50-9,50 Euro). Eine ganze Ente: 650 Baht (16,25 Euro). Innereien: 80 Baht (2 Euro). Flügel, Beine, Nacken: 80 Baht (2 Euro). Gänseflügel im Tontopf: 200 Baht (5 Euro). Ente im Tontopf: 200 Baht (5 Euro).

Zarte Entenbrust auf Reis
Ich esse immer die Ente auf Reis. Manchmal auch die Innereien. Dann landen Schnäbel auf dem Teller. Was besonders gut bei nervigen Tischnachbarn ankommt. Und tatsächlich gut schmeckt: Der Schnabel dient nur als Greifwerkzeug, gegessen wird die Zunge, der Rachen. Muss nicht sein. Aber mir gefällt der Gedanke, dass für dieses Lokal keine Ente gestorben ist, weil die Gäste nur die Brust wollen. Wenn ein Tier schon sterben muss, dann sollte man es wenigstens komplett anbieten – wenn auch in Einzelteilen.

Das Längliche ist ein Schnabel
Warum ich hier gerne bin? Ich bin in Bayern aufgewachsen, für mich gehört Ente seit meiner Kindheit zum Speiseplan. Aber erst hier in Bangkok habe ich eine Entenbrust essen dürfen, die so zart ist, dass sie auf der Zunge schmilz. Man kann die Scheiben mit den Fingern auseinander zupfen. Da zahlt sich das morgendliche Bad aus. Deshalb bin ich hier gerne. In dem kleinen Entenladen in Chinatown, der übrigens sehr wohl einen Namen hat: Laodong.
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